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„Ich habe den Flying Circus geerbt – und lieben gelernt!“

| Interview

Der Betrieb individueller digitaler Anwendungen mit hohen Ansprüchen an Flexibilität, Stabilität und Verfügbarkeit – und dazu ein Höchstmaß an Integration und Kooperation zwischen Development und Operations: So sehen wir beim Flying Circus unser DevOps-as-a-Service-Angebot. Doch wie sehen uns andere?

Dirk Fangohr ist Geschäftsführer bei riscLOG Solution, das seit mehr als 20 Jahren marktführende Softwarelösungen für Online-Schadenmanagement zur Abwicklung von Transport- und Güterschäden anbietet. Da das Geschäftsmodell maßgeblich auf digitalen Lösungen basiert, hat der zuverlässige und störungsfreie Zugriff für die Kunden oberste Priorität.


„riscLOG – Top-Software für die Logistikbranche made in Lübeck“ steht auf eurer Website. Was kann man sich darunter vorstellen?

Dirk Fangohr: Wir haben uns auf das Thema Schadenmanagement in der Logistikbranche konzentriert. Seit 2002 sind wir als digitale Plattform platziert, die es den verschiedenen Teilnehmern ermöglicht, ihren Logistikprozess zu organisieren und Schadensfälle abzuwickeln. Das hat sich sehr gut etabliert.
Angefangen haben wir mit einer Systemkooperation. Davon gibt es ungefähr zwei Handvoll in Deutschland. Mittlerweile stehen fast alle bei uns unter Vertrag und wir decken einen großen Teil des Marktes mit unserer Plattform ab. Unser Hauptprodukt heißt ClaimX. Damit sind wir nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern mit unseren Kunden in ganz Europa beziehungsweise tatsächlich auf der ganzen Welt unterwegs.


Beim Betrieb der Anwendungen von riscLOG spielt der Flying Circus eine wichtige Rolle. Seit wann arbeitet ihr zusammen?

Christian Theune: Tatsächlich haben wir mit riscLOG eine sehr enge Partnerschaft und eine sehr individuelle Konstellation. Das mag aber zunächst nicht ungewöhnlich für uns klingen, weil wir im Grunde immer individuelle Anwendungen betreiben.

Unsere Partnerschaft mit riscLOG reicht wirklich weit zurück. Ich denke, der erste Kontakt muss 2003, 2004 zustande gekommen sein. Allerdings waren wir damals noch mit unserer Firma gocept unterwegs und haben als eine der ersten in Deutschland Entwicklungsarbeiten mit der Programmiersprache Python angeboten – also als Berater und Entwickler am riscLog-Produkt mitgearbeitet; und nach und nach auch begleitend im Betrieb unterstützt.

Heute machen wir genau das, weshalb wir den Flying Circus 2015 ausgegründet haben: Wir übernehmen maßgeblich die Verantwortung für den Betrieb, kümmern uns also darum, dass sich das riscLOG-Entwicklerteam auf die stetige Weiterentwicklung der Software konzentrieren kann, während wir dazu passend dafür sorgen, dass deren Änderungen und Ergänzungen so auf die Server ausgeliefert werden, dass die Kunden von riscLOG in ihrer Plattformnutzung nicht beeinträchtigt oder gar gestört werden.
Und natürlich ist die Grundlage für all das, dass die Server laufen – the show always must go on – und die hohen Qualitätskriterien in puncto Sicherheit und Verfügbarkeit stets erfüllt werden.

Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit ist bei riscLOG auch Operations-Know-how vorhanden, sodass hier keine hundertprozentige Trennung vorliegen muss und bestimmte Dinge im Tagesgeschäft von riscLOG erledigt werden, aber immer mit der Möglichkeit, beim Flying Circus in die Tiefe durchzugreifen.
Andersherum profitiert riscLOG nicht nur davon, dass wir die Softwareseite der Anwendung seit vielen Jahren sehr gut kennen, sondern dass wir gewissermaßen auch mit der Entwicklerbrille darauf schauen können – aber heute eben fokussiert aus einer Operations-Perspektive. Wir können also wirklich auf absolut hohem Niveau Pingpong spielen und so gewinnbringend kooperieren.

Gibt es bei der Zusammenarbeit mit riscLOG besondere Herausforderungen?

Christian Theune: Die Logistik- und Versicherungsbranche hat sehr klare Bestimmungen und hohe Anforderungen, was Datenschutz, Sicherheit und Prozesse betrifft. Das ist für uns dann auch eine besondere Herausforderung und hat uns über die vielen Jahre gewissermaßen auch zu vielen Weiterentwicklungen angespornt und getrieben. Aufgrund der Anforderung nach eigener Hardware muss unsere virtualisierte Plattform für riscLOG in einer eigenen Instanz laufen; anders als bei anderen Kunden, die durchgängig unser Public-Cloud-Angebot nutzen.


Dirk, du hast die Zusammenarbeit mit dem Flying Circus von deinem Vorgänger geerbt, als du 2017 bei riscLOG eingestiegen bist. Wie ist das aus deiner Sicht gelaufen?

Dirk Fangohr: Ich habe riscLOG im Zuge einer Unternehmensnachfolge gekauft. Die Python-Welt, in der wir uns hier bewegen, war für mich etwas völlig Neues. Ich komme ursprünglich aus der klassischen Beratung und habe bis dahin relativ wenig Berührungspunkte damit gehabt. Und so habe ich den Flying Circus geerbt – und lieben gelernt! Der Übergang verlief nahtlos. Sie machen einen sehr guten Job.


Habt ihr ein Beispiel dafür, wie ihr gemeinsam Veränderungen angepackt und bewältigt habt?

Dirk Fangohr: Veränderungen sind unser ständiger Begleiter. 2002 sind digitale Anwendungen ganz anders entwickelt worden als heute – so setzte die ClaimX-Plattform auf einen Applikations-Stack, der eher in Richtung Framework ging. Innerhalb dessen wurden dann entsprechende Dialoge und Abläufe programmiert. Die Welt hat sich seitdem aber weitergedreht. Heute brauchen wir kleinere, dynamischere Softwarepakete, man kann auch sagen: Anwendungspakete und -päckchen, die sich gut im Betrieb managen und skalieren lassen. Auch wenn es ein notwendiges Übel war, die IT-Fehler der Vergangenheit aufzuarbeiten und auf moderne, zeitgemäße Beine zu stellen: Dieser Übergang vom großen Framework zu kleinen, ineinandergreifenden Paketen war für uns ein zentraler und auch langjähriger Umbau.


Welche Rolle spielte der Flying Circus dabei?

Dirk Fangohr: Da waren viele dicke Bretter dabei. Und wir bohren tatsächlich immer noch, sind mit dem Umbau also noch nicht ganz durch. Den größten Brocken, der gerade für den Betrieb wichtig ist, haben wir geschafft – letztendlich auch durch die Überzeugungskraft und natürlich die tatkräftige Unterstützung vom Flying Circus.
Es ging an vielen Stellen tatsächlich um lange eingeschliffene Glaubenssätze, mitunter Mythen. Ich habe zum Beispiel in meiner Zeit als Consultant gelernt, dass große Datenbanken nur auf guter eigener Hardware laufen. Der Flying Circus hat uns da den Zahn gezogen und gesagt: „Leute, das funktioniert virtualisiert genauso gut wie auf einer Hardware-Maschine.“ Von da an war es aber noch ein weiter Weg. Unsere Datenbank ist groß und essenziell für das Funktionieren der Anwendung. Selbst nachdem wir uns auf den Gedanken des Umbaus eingelassen haben, bestand die große Herausforderung im vorbereitenden Testen. Wie können wir die Datenbank stressen, um auch wirklich belastbare Zahlen zu haben? Und funktioniert unsere 400 GB große Datenbank dann tatsächlich immer noch leistungsstark?

Christian Theune: Das ist ein sehr gutes Beispiel! Vor allem auch dafür, dass es neben all den technischen Details um die involvierten Menschen geht. Und da hat die Veränderung 2017 bei riscLOG einfach auch Dinge aufgebrochen. Es galt schlichtweg, neue Beziehungen aufzubauen. Und entlang dessen haben wir auch wieder die Chance gesehen – und ergriffen –, solche großen Themen auch wirklich auf die Agenda zu bringen.
Nebenbei bemerkt bringen wir so ein Thema wie mit der Datenbank und einem damit verbundenen neuen Architekturansatz nicht einfach so auf. Wir waren vielmehr davon überzeugt, dass sich viele Einschränkungen und Probleme einfach erledigen, wenn wir den virtualisierten Ansatz verfolgen. Dabei wussten wir auch: Virtualisiert wird anders sein. Bestimmte Aspekte der Datenbankabfrage werden vielleicht auf den ersten Blick verlangsamt, aber dafür kann das System in Summe mehr. Einzelne Probleme kann man dann sukzessive lösen, wenn das Fundament steht. Und damit hat man langfristig viel gewonnen.


Die Lösung eines so komplexen Problems bedarf der richtigen Herangehensweise. Dirk, wie nimmst du die Fähigkeit des Flying Circus’ wahr, komplexe Probleme zu lösen?

Dirk Fangohr: Ich denke, ich kann das mit meinen inzwischen 30 Jahren IT-Expertise gut einordnen. Ich durfte schon mit sehr guten und auch großen Teams zusammenarbeiten. Aber beim Flying Circus lasse ich mich zu dieser Aussage hinreißen: Es ist wirklich beeindruckend, wie weit und wie tief das Wissen verankert ist. Ich kann mich an keinen einzigen Feuerwehreinsatz erinnern – und da ist ja dann der Druck besonders hoch und es sind schnell gute Lösungen gefragt –, bei dem der Flying Circus keine Lösung parat hatte. Die Kunden müssen sich auf riscLOG verlassen können. Und wir können uns einfach auf den Flying Circus verlassen, weil sie die nötige Expertise haben.
Und um das noch zu ergänzen: Weil der Flying Circus eben kein passiver Dienstleister ist und Tickets abarbeitet, sondern proaktiv mitdenkt, hochkarätiges Consulting betreibt und an manchen Stellen gar eine Supervisor- und Managementperspektive einbringt, haben wir ganz sicher die allermeisten Feuerwehreinsätze gemeinsam verhindert.


Partnerschaftliche Zusammenarbeit wird beim Flying Circus großgeschrieben. Wie macht sich das für euch bei riscLOG bemerkbar?

Dirk Fangohr: Die Akzeptanz zwischen Profis ist unheimlich wichtig. Man muss sich die Bälle zuwerfen können und wissen, dass man auf Augenhöhe spielt. Dabei geht es nicht so sehr darum, dass man einfach etwas platziert bekommt. Es geht um den Austausch mit dem Gegenüber. Consulting ist hier das Zauberwort: Dass man Problemfälle moderiert und letztendlich so zu Lösungen bringt. Das geht nur im Dialog. Der eine stellt die richtigen Fragen und dann merkt der andere: „Stimmt! Das habe ich noch gar nicht geprüft.“ Akzeptanz und Kompetenz gehen hier Hand in Hand.

Christian Theune: Dazu gehört dann auch, Schmerzpunkte zu adressieren. Es kann passieren, dass es mal knirscht. Und um das zu überwinden, braucht es einfach Vertrauen. Wenn immer alles infrage gestellt wird, was der andere macht, kann man zu keiner Lösung kommen. Man muss sich klarwerden, dass man auf ein gemeinsames Ziel hinsteuert.

Dirk Fangohr: Aber, lieber Theuni, das ist doch in jeder Ehe so, oder?

Christian Theune: Ja, genau!


Vorletzte Frage: Dirk, wie wahrscheinlich ist es, dass ihr den Flying Circus weiterempfehlt? 0 ist äußerst unwahrscheinlich, 10 ist äußerst wahrscheinlich.

Dirk Fangohr: 9! Sehr, sehr wahrscheinlich!


Nun ist im gesamten Gespräch sehr wertschätzend vor allem über den Flying Circus gesprochen worden. Lasst uns am Ende noch kurz darüber zu sprechen, dass es kein Zufall sein kann, dass riscLOG seit langer Zeit so erfolgreich ist. Woran liegt das?

Christian Theune: Sie haben es geschafft, über 20 Jahre ein Softwareprodukt zu pflegen und weiterzuentwickeln, das gestern wie heute top ist; und das trotz aller Unsicherheit, die in der Sache steckt! Also, was die Vorhersage angeht, welche Architekturen, Features, Innovationsthemen, Prozesse, Technologien und so weiter morgen relevant sein werden, schaffen sie es, eine gute Balance zu finden: auf der einen Seite die erfolgreichen Teile zu bewahren und auf der anderen Seite den Mut und die Kraft zu haben, das Produkt an der richtigen Stelle weiterzuentwickeln, etwaige Fehlentwicklungen schnell zu erkennen und die Richtung zu ändern. Die Innovationsgeschwindigkeit stimmt einfach!

Dass jemand etwas so konsequent über so lange Zeit macht, ist sehr ungewöhnlich. Oft stoßen unsere Vorschläge bei anderen Kunden und Projekte gar nicht so viel Horizont, dass jemand es schafft, diese nachzuverfolgen, bevor es dringlich wird oder gar brennt.


Vielen Dank für das Gespräch!

Christian Theune: Danke auch!

Dirk Fangohr: Gerne wieder.


To Be Continued …

Das war ein sehr anregendes Gespräch. Beide wollen sich in diesem Format wieder treffen, um Themen zu vertiefen oder neue aufzureißen. Wir können gespannt sein, was sie beispielsweise noch an Ansichten und Einblicken zum Umgang mit Legacy Code, den Python-Hype oder Themen wie AI und Machine Learning liefern.
Und weil zu den beiden virulenten Themen (digitale) Souveränität und Komplexität im Gespräch weitaus mehr gesagt wurde, als in diesen Text zu überführen war, wird es zu diesem Gespräch noch einen zweiten Teil geben.

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