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Auf einen Chatverlauf zu … Open Source

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In dieser Reihe unterhalten wir uns regelmäßig mit ChatGPT zu Themen aus dem Compass-Kosmos. Die Antworten von ChatGPT bilden dabei das allgemein im Netz verfügbare Wissen ab und geben so einen guten Einblick; allerdings einen, der auch mit Vorsicht zu genießen ist. Daher wird jedes Interview zum Schluss mit einer Frage an einen Experten von Flying Circus abgerundet, der das Thema noch einmal aus seiner Sicht beleuchtet und möglicherweise richtigstellt. In dieser Ausgabe sprechen wir über Open Source und – pointiert gesagt – über nichts weniger als Freiheit.


Lass uns dafür sorgen, dass unsere Zuhörerinnen und Zuhörer besser verstehen, worum es sich bei Open Source handelt, in Ordnung? Wem gehört Open-Source-Software?

Open-Source-Software ist in der Regel keinem individuellen Eigentümer zugeordnet. Anstatt dass eine Einzelperson oder ein Unternehmen alleiniges Eigentum an der Software besitzt, wird der Quellcode der Software unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht, die bestimmte Rechte und Bedingungen für die Nutzung, Verbreitung und Modifikation festlegt.

Unter einer Open-Source-Lizenz behalten die ursprünglichen Urheber in der Regel ihre Urheberrechte, aber sie gewähren anderen Personen das Recht, die Software zu nutzen, zu modifizieren und zu verbreiten, solange sie die Bedingungen der Lizenz einhalten. Open-Source-Software wird häufig von einer Gemeinschaft von Entwicklern und Interessengruppen gemeinsam entwickelt, verbessert und gepflegt.

Es ist wichtig anzumerken, dass Open-Source-Software rechtlich geschützt ist und durch Urheberrechte oder andere geistige Eigentumsrechte geschützt sein kann. Die Lizenzbedingungen legen fest, wie die Software verwendet werden kann und welche Rechte den Benutzern gewährt werden. Jeder, der die Bedingungen der Lizenz erfüllt, kann die Software nutzen und davon profitieren.

Da Open-Source-Software jedoch für die Öffentlichkeit zugänglich ist, kann sie von vielen Personen genutzt, weiterentwickelt und verbessert werden. Die Open-Source-Philosophie fördert die Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen, um bessere Softwarelösungen zu schaffen. Dadurch entsteht oft eine vielfältige Gemeinschaft von Entwicklern und Nutzern, die dazu beitragen, die Software zu verbessern und weiterzuentwickeln.


Klingt erst einmal vielversprechend. Was hältst du von Open-Source-Software?

Open-Source-Software bezieht sich auf Programme, deren Quellcode öffentlich zugänglich ist und von der Community frei eingesehen, verwendet, modifiziert und weiterentwickelt werden kann. Open-Source-Software halte ich also für äußerst wichtig und wertvoll. Open-Source-Software fördert die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch in der Entwicklergemeinschaft. Durch den offenen Zugang zum Quellcode können Entwickler Ideen austauschen, voneinander lernen und gemeinsam an Projekten arbeiten. Dadurch entsteht eine kreative Umgebung, die Innovationen vorantreibt.

Durch die Offenlegung des Quellcodes schafft Open-Source-Software auch Transparenz. Entwickler und Benutzer können den Code überprüfen, um sicherzustellen, dass keine versteckten Hintertüren oder schädlichen Komponenten enthalten sind. Dies fördert das Vertrauen in die Software und ermöglicht es, Sicherheitslücken schnell zu identifizieren und zu beheben. Da der Quellcode frei verfügbar ist, können Entwickler Open-Source-Software an ihre spezifischen Anforderungen anpassen. Sie können Funktionen hinzufügen, Fehler beheben und die Software an ihre Bedürfnisse anpassen. Dadurch entsteht eine hohe Flexibilität, die in vielen Fällen zu besseren Lösungen und Innovationen führt.

Kostenersparnis ist auch ein Thema. Open-Source-Software ist in der Regel kostenlos, was Unternehmen und Entwicklern finanzielle Vorteile bietet. Durch den Wegfall von Lizenzgebühren können Organisationen Ressourcen für andere Bereiche investieren, wie zum Beispiel die Anpassung und Integration der Software in ihre spezifischen Projekte. Zudem haben Open-Source-Projekte oft eine lebendige Community, die sich gegenseitig unterstützt. Entwickler können Fragen stellen, Probleme melden und von der Erfahrung anderer profitieren. Diese Zusammenarbeit und Unterstützung fördert [sic!] das Wachstum und die Stabilität von Open-Source-Software.

Insgesamt betrachtet halte ich Open-Source-Software für eine treibende Kraft hinter technologischer Innovation. Sie ermöglicht es Entwicklern, kreativ zu sein, Wissen auszutauschen und gemeinsam an Projekten zu arbeiten, was letztendlich zu besseren Produkten und Lösungen führt.


Open-Source-Software als potenzieller Innovationstreiber. Ist das auch finanziell interessant? Lassen sich also Open-Source-Modelle monetarisieren?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Open-Source-Modelle zu monetarisieren.

Unternehmen können Dienstleistungen rund um Open-Source-Modelle anbieten, wie z.B. Beratung, Schulungen, Implementierung, Anpassung oder Support. Indem sie ihre Fachkenntnisse und Erfahrungen anbieten, können sie Einnahmen generieren.

Unternehmen können auch kostenpflichtigen Support und Wartungsverträge für Open-Source-Modelle anbieten. Dies umfasst die Fehlerbehebung, Aktualisierungen, Sicherheitspatches und den direkten Zugang zu technischem Support. Kunden, die eine zusätzliche Sicherheit und Zuverlässigkeit wünschen, sind oft bereit, für solche Dienstleistungen zu bezahlen.

Eine weitere Möglichkeit, Open-Source-Modelle zu monetarisieren, besteht darin, zusätzliche Funktionen, Module oder Erweiterungen anzubieten, die über die Grundfunktionalität hinausgehen. Unternehmen können spezifische Anpassungen entwickeln und diese als kostenpflichtige Add-ons oder Upgrades verkaufen.

Einige Open-Source-Modelle verwenden das Konzept der dualen Lizenzierung. Das bedeutet, dass das Modell unter einer Open-Source-Lizenz frei verfügbar ist, aber für die kommerzielle Nutzung eine separate kostenpflichtige Lizenz erworben werden muss. Dies ermöglicht Unternehmen, die Open-Source-Version kostenlos zu nutzen, während sie für den kommerziellen Einsatz zahlen.

Einige Open-Source-Initiativen finanzieren sich durch Crowdfunding-Plattformen oder Spenden von Benutzern und Unternehmen, die ihre Arbeit unterstützen möchten. Dies erfordert eine aktive Community und das Bewusstsein für den Wert, den das Open-Source-Projekt bietet.

Unternehmen können zudem Open-Source-Modelle in ihre eigenen Produkte oder Dienstleistungen integrieren und diese dann kommerziell vermarkten. Zum Beispiel können sie ein Open-Source-Framework verwenden, um eine eigene Anwendung zu entwickeln, die sie dann verkaufen.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Wahl der Monetarisierungsstrategie von verschiedenen Faktoren wie der Art des Open-Source-Modells, der Zielgruppe, dem Marktkontext und den individuellen Zielen und Werten des Unternehmens abhängt. Manchmal wird auch eine Kombination mehrerer Ansätze verwendet, um Einnahmequellen zu diversifizieren.


Geld ist das eine. Die Freiheit, Entscheidung so zu treffen, wie man möchte, das andere. Es gibt da diesen schönen Satz von Heinz von Foerster: „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird!“ Heißt aus Unternehmenssicht: Zu große Abhängigkeiten sollten vermieden werden, da sie finanzielle Gefahren bergen (Stichwort Preisspirale) und auch Kompatibilitäten einschränken, also den eigenen Handlungsspielraum.

Lohnt es sich, bei der Wahl eines Geschäftspartners also darauf zu achten, ob dieser Open-Source-Software nutzt oder etwas anderes?

Die Wahl eines Geschäftspartners, der Open-Source-Software nutzt, kann in vielerlei Hinsicht vorteilhaft sein. Wenn sowohl du als auch dein Geschäftspartner Open-Source-Software nutzen, besteht eine größere Wahrscheinlichkeit, dass eure Systeme und Lösungen gut miteinander interagieren können. Open-Source-Software zeichnet sich oft durch offene Standards und Schnittstellen aus, was die Integration und den Datenaustausch erleichtert.

Wenn du und dein Geschäftspartner Open-Source-Software nutzen, könnt ihr beide von den Kosteneinsparungen profitieren, da keine teuren Lizenzgebühren anfallen. Dadurch können Ressourcen für andere geschäftliche Aktivitäten freigesetzt werden.

Da Open-Source-Software die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch in der Entwicklergemeinschaft fördert, könnt ihr zudem möglicherweise gemeinsam an Projekten arbeiten, Ressourcen teilen und voneinander lernen. Dies kann zu Innovationen und neuen Möglichkeiten führen.

Außerdem schafft Open-Source-Software Vertrauen, da du den Code überprüfen kannst, um sicherzustellen, dass keine versteckten Hintertüren oder schädlichen Komponenten enthalten sind. Wenn dein Geschäftspartner Open-Source-Software nutzt, trägt dies zur Transparenz und zum Vertrauen bei, da ihr beide von den Vorteilen offener Systeme profitiert.

 

 

Soweit der Blick des Chatbots. Da lese ich heraus, dass Open-Source-Befürworter und -Nutzende ungerne mit starken Machtgefällen zu tun haben, sondern lieber auf Augenhöhe operieren. Eine Eigenschaft, die auch für Geschäftspartnerschaften nicht unwichtig ist. Aber wie sieht das unser CEO Christian Theune? Und: Was hältst du überhaupt von den Ausführungen von ChatGPT?

Christian Theune: ChatGPT scheint ja wirklich ein Verfechter von Open Source zu sein – zumindest, wenn man die Häufigkeit, mit der das Wort wiederholt wird, betrachtet …

Zum Einstieg hat sich ChatGPT merkwürdigerweise auf das extrem schwierige Thema „Urheberrechte“ gestürzt. Die von einer Community ausgewählte Lizenz regelt die Verwendung in Richtung der Verbraucher. Aber aufgrund der in vielen Ländern unterschiedlichen Situationen rund um Copyright/Urheberrecht ist es gar nicht so einfach, aus einer Gruppe von Menschen eine Community zu machen, die dann ein gemeinschaftliches Produkt mit einer freien Lizenz anbietet.
Häufig setzt eine Community einen Mediator ein (häufig eine Stiftung, aber auch gerne mal ein Unternehmen), bei dem die Urheberrechte zusammenlaufen und der gleichzeitig auch für sogenannte „Indemnification“ sorgt: also dafür, dass die häufig freiwillig und in vielen Fällen auch (zumindest innerhalb der Community) unentgeltlich arbeitenden Beitragenden beispielsweise gegenüber Haftungsfragen abgesichert werden.
Man kann auch ohne solche Mediatoren arbeiten und die Urheberrechte bei einzelnen Personen belassen. Allerdings sorgt das dann auch für Unsicherheiten; sowohl auf der Entwickler- als auch der Anwenderseite. Hier spielt es dann eine Rolle, welche Lizenzen eine Community in der Zukunft auswählen können möchte. Je liberaler eine Lizenz ist, desto einfacher ist es auch, aus einer lockeren Gemeinschaft heraus zusammenzuarbeiten.

Auf der inhaltlichen Ebene empfinde ich das Argument einer vielfältigen Gemeinschaft als das stärkste. Organisationen neigen immer zu einer gewissen Homogenität: ähnliche Biografien und einheitliche Vorgaben „von oben“. Allerdings gibt es in einer komplexer werdenden Welt auch immer vielfältigere Herausforderungen, für die man auch vielfältige Antworten braucht.
Die unterschiedlichen Erfahrungshintergründe in Open-Source-Communitys, machen das besonders deutlich: Beiträge werden stärker an ihrer inhaltlichen Qualität gemessen, ohne dass persönliche Eigenschaften der verfassenden Person im Vordergrund stehen. So können unterschiedliche Einflüsse von teilweise fremden Fachgebieten, erfahreneren oder noch nicht so erfahrenen Personen, von unterschiedlichen kulturellen und sozialen Kontexten einfließen und Lösungswege erschließen, die man sonst nicht entdecken würde.

ChatGPT zählt natürlich auch die inzwischen häufig bekannten anderen Vorteile von Open Source auf. Allerdings gibt es eben auch viele Herausforderungen, die sich durch die schnelle Entwicklung in den letzten Jahren noch verschärft haben: Zum einen fehlen immer noch langfristig tragbare Geschäftsmodelle für Anbieter von Open Source als primäres Produkt.
Linux als Standardtechnologie funktioniert, weil dessen Marktmacht so groß ist, dass viele Unternehmen praktisch gezwungen sind, aktiv zu beteiligen. Zum anderen bringen aber die Anforderungen von hochskalierbaren Unternehmen wie Google, Facebook und auch typischen Start-ups mit „Einhorn“-Ambitionen die klassischen Open-Source-Communitys aus dem Gleichgewicht. Amazon ist zum Beispiel bekannt dafür, gut funktionierende Open-Source-Produkte so in ihr Service-Portfolio einzuverleiben, dass die ursprünglichen Entwickler kein kommerzielles Service-Angebot mehr auf Basis einer offenen Technologie konkurrenzfähig anbieten können.

Als Antwort darauf hat sich im Rahmen der Dual-Licensing-Strategien eine eher tückische Falle ergeben: Eine ganze Reihe von eigentlich offen gestarteten und erfolgreichen Technologien wurde durch die Strategie von Amazon zu eher geschlossenen Technologien, weil wichtige Freiheiten der offenen Lizenzen beschnitten werden und sich kein aktives, vielfältiges Ökosystem weiterhin selbst tragen kann. Wieder gibt ein einzelner Anbieter den Ton an und schließt Konkurrenz praktisch komplett aus.
MongoDB und Elasticsearch sind hiervon besonders betroffen. Tückisch ist dabei die weiterhin vermeintliche Offenheit der Lösung, die aber mit einer bewusst unscharf gehaltenen Lizenz eine Unsicherheit erzeugt, die früher von Microsoft als Strategie gegen Open Source eingesetzt wurde (FUD: Fear, Uncertainty and Doubt).

Bei der Wahl von Geschäftspartnern ist die Verwendung von Open Source für mich weniger offensichtlich als ChatGPT das darstellt, aber mit dem Blick auf die verbesserte Kommunikation und Ehrlichkeit in der Zusammenarbeit dann umso stärker: Die konkrete technische Integration ist nur durch eine offene Lizenz noch lange nicht mehr oder weniger aufwendig.
Aber ein partnerschaftliches Modell, um auf Augenhöhe miteinander an einem technischen Produkt zu arbeiten, ist leichter umzusetzen, wenn wir gegenseitig und gemeinsam in den konkreten Code schauen können, anstatt aufwendige Umwege über formale Spezifikationen und Zertifizierungen zu gehen.
Die haben durchaus ihren Platz und ihre Berechtigung. Im konkreten Fall gibt es immer Abweichungen und Detailprobleme, bei denen der wechselseitige Zugriff auf den Quellcode schneller Ungereimtheiten ausräumen kann. Und es betont die Wechselseitigkeit und Verwobenheit der Zusammenarbeit: Ein Fehler muss ja nicht nur auf der einen oder der anderen Seite zu suchen sein, sondern entsteht bei einem komplexen Zusammenspiel häufig aus im Einzelnen „unschuldigen“ Detailentscheidungen, die sich unglücklich überschneiden. Anstatt sich also dann hinter Zertifizierungen und Spezifikationen zu verstecken, kann man gemeinsam auf eine Entdeckungsreise am lebenden Objekt gehen, um Herausforderungen praktisch zu meistern.

Mit dieser Erfahrung haben wir auch explizit unser Servicekonzept und unseren Umgang mit Open-Source-Software geprägt. Zum einen basiert unsere Plattform selbst auf unzähligen Open-Source-Komponenten, bei denen es uns wichtig ist, dass wir nicht nur Nutznießer sind, sondern mit Bug Reports, Patches, Sponsoring und der Finanzierung von Entwicklungsaufträgen aktiv die Arbeit an den Produkten im Interesse unserer Kunden bündeln und vorantreiben.
Auf der anderen Seite ist unsere Plattform selbst Open Source und unsere Kunden können selbst jede Woche die von uns bereitgestellten Updates eins zu eins ansehen und kontrollieren.

Zuletzt können auch wir unseren Kunden einen viel besseren Service anbieten, wenn wir den Quellcode unserer Kunden – der natürlich nicht selbst Open Source sein muss, da sind wir neutral – sehen. Mit diesem Einblick können wir dann Fehler oder Performanceprobleme im Zusammenspiel mit den eingesetzten Open-Source-Komponenten (wie Datenbanken, Webservern oder auch dem Linux-Kernel) erklären, lösen oder auch mit den Entwicklern selbst aufseiten unserer Kunden und der Open-Source-Communitys in einen Austausch gehen.

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Das Bild zeigt eine Interview-Situation mit einem Roboter und einem Menschen
Dieses Bild spuckte uns der Bildgenerator Midjourney aus, nachdem wir es um eine Illustration für "im Gespräch mit einer KI" gebeten haben.